
Globale Ungleichheit von Deutschland aus verringern
Staatseinnahmen durch Steuern und Abgaben sind das Fundament für einen starken Sozialstaat, der inklusives Wachstum für alle Bevölkerungsgruppen ermöglicht und Ungleichheit in und zwischen Ländern verringert. Im Globalen Süden gelingt es jedoch nur wenigen Ländern, ausreichende Staatseinnahmen zu generieren. Die Gründe sind vielfältig: Ein globales Unternehmenssteuersystem das Länder mit niedrigem Einkommen benachteiligt, ein Schattenfinanzsystem das den Abfluss von Ressourcen aus Ländern des Globalen Südens ermöglicht, und dysfunktionale Strukturen und fehlende Impulse für Steuergerechtigkeit in den Ländern vor Ort.
Die internationale Gemeinschaft hat sich mit den Zielen für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) verpflichtet, Länder des Globalen Südens bei der Erhöhung von Steuereinnahmen zu unterstützen. Dabei spielen insbesondere Ziel 10 „Ungleichheit verringern“ und Ziel 17 „Umsetzungsmittel und globale Partnerschaft stärken“ eine wichtige Rolle.
Deutschland wird seiner Verantwortung für die Erreichung dieser Ziele immer noch viel zu wenig gerecht. Bei der aktuellen OECD-Unternehmenssteuerreform ist die Komponente um Pillar 1 (zur Umverteilung von Besteuerungsrechten an ärmere Länder) großteils aus der öffentlichen Diskussion verschwunden. Das Ergebnis ist für Länder des globalen Südens ernüchternd, sie werden auch in Zukunft nicht viel mehr vom globalen Steuerkuchen abbekommen. Darüber hinaus werden die Gremien in denen solche Reformen verhandelt werden kritisiert. Statt bei den Vereinten Nationen, finden die Verhandlungen bei der OECD statt und über ein Drittel aller Staaten weltweit sitzt nicht mit am Tisch.
Auch das globale Schattenfinanzsystem trägt dazu bei, dass Ressourcen oft unbemerkt aus ärmeren Ländern abfließen können. Korrupte Regierungsmitarbeiter, die organisierte Kriminalität, oder hemmungslose Banker können ihr gestohlenes Geld so aus ihren Herkunftsländern heraus bringen und in sicheren Ländern wie Deutschland waschen oder anlegen. Deutschland könnte mehr tun um das zu verhindern. Mehr Transparenz würde dabei helfen, illegales Geld in Deutschland und in anderen Ländern aufzuspüren. Wenn aufgespürt, passiert trotzdem häufig nichts weil das Rückführen von Geld an Formalitäten und mangelndem politischen Willen scheitert. Mehr muss dafür getan werden, um illegales Geld dorthin zu überweisen wo es erwirtschaftet wurde.
In der internationalen Entwicklungszusammenarbeit ist gleichzeitig viel Geld vorhanden, das sinnvoll eingesetzt werden sollte. Dysfunktionale Strukturen und fehlende Impulse für Steuergerechtigkeit in den Ländern vor Ort sind durch externe Interventionen oft nur schwer auszugleichen. Das Unterstützen von Partnern vor Ort, die sich für faire Steuersysteme einsetzen, welche nicht die ärmeren Schichten überproportional belasten, kann aber durchaus sinnvoll sein. Auch bei der Rückführung von illegalem Vermögen in Partnerländer, kann deutsche Entwicklungszusammenarbeit eine wichtige Rolle spielen.
Meilensteine für mehr Steuergerechtigkeit
- Ein faires System der globalen Unternehmensbesteuerung einführen, von dem auch Länder mit niedrigem Einkommen profitieren
- Eine Gesamtkonzernsteuer für alle multinationalem Unternehmen ab 750 Millionen Euro Jahresumsatz einführen, die Gewinne an Länder nach wirtschaftlicher Aktivität zuteilt
- Die Koordination internationaler Steuerkooperation von der OECD auf die UN übertragen. Der UN-Expertenausschusses für Steuerfragen sollte zu einer zwischenstaatlichen UN-Steuerkommission aufgewertet werden
2. Transparenz in das globale (Schatten-)Finanzsystem bringen, das Ländern mit niedrigem Einkommen Ressourcen entzieht
- Den automatischen Informationsaustausch für Finanzkonten für alle Länder zugänglich machen, für Korruptionsermittlungen nutzen und auf Immobilien ausweiten
- Wirtschaftlich Berechtigte effektiv transparent machen durch europa- und weltweit vernetzte und geprüfte Register mit angemessenen Meldeschwellen und ohne anonyme Inhaberaktien
3. Progressive Ansätze in der Entwicklungszusammenarbeit verfolgen
- Partner in Ländern des Globalen Südens unterstützen, die sich für faire Steuersysteme einsetzen, welche nicht die ärmeren Schichten überproportional belasten
- Partnerländern dabei helfen, illegales Vermögen in Deutschland aufzuspüren und zurückzuführen
Arbeitsgruppe

News zum Thema
Blogs zum Thema
Ein Programm der Tax Inspectors Without Borders im mongolischen Bergbausektor…
… hat zu Mehreinnahmen in Höhe von 228 Mio Dollar und einer Aberkennung von Verlustvorträgen in Höhe von 1,5 Mrd
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) hat eine neue Initiative gestartet…
… die Entwicklungsländer dabei unterstützen soll ihre lokalen Steuereinnahmen zu erhöhen und die SDGs zu erreichen. Entscheidend für die Effektivität
UN-Steuerkonvention für global gerechte Verhandlungsregeln
Globale Steuerregeln werden großteils auf Grundlage von zwischenstaatlichen Verträgen gemacht, die Länder mit geringer Verhandlungsmacht benachteiligen. Wenn, wie bei der

Kein Geheimnis: Wie weiter nach SuisseSecrets?
Die zweitgrößte Schweizer Bank bedient jahrzehntelang Kriminelle und bereichert sich auf Kosten der Ärmsten. Zeit für angemessene Strafen.

Pascal Andebo mit einer afrikanischen Sicht auf die globale Mindeststeuer
Die internationalen Bemühungen zur Reform der Unternehmensbesteuerung werden von der OECD organisiert. Afrikanische Mitglieder: Null. Unterschrieben wurden die Verhandlungsergebnisse kürzlich

Wie ein Milliardär im kongolesischen Bergbausektor systematisch Sanktionen umgeht – Entwicklung, Korruption und der internationale Finanzsektor
Neben den Luanda Leaks gibt es zahlreiche weitere Fälle, in denen hohe Millionen- oder sogar Milliardensummen aus afrikanischen Ländern extrahiert

Neues Papier: Steuergerechtigkeit, Corona und der globale Süden
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise treffen Entwicklungsländer mit voller Wucht, gleichzeitig stehen weniger Ressourcen für ausgleichende Maßnahmen zur Verfügung. Die
Publikationen und Pressemitteilungen zum Thema

Ökologische Steuerreformen in Ländern des Südens
Info Steuergerechtigkeit #09 Autoren: Jens Martens und Wolfgang Obenland April 2013