Der Hamburger Cum-Ex-Untersuchungsausschuss hat medial präsente Wochen hinter sich. Zunächst sind zahlreiche Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft Köln bekannt geworden, insbesondere bezüglich der Durchsuchungen in Hamburg im Rahmen der Ermittlungen gegen eine Finanzbeamtin sowie zwei SPD-Politiker. Bei dem wegen Begünstigung zur Steuerhinterziehung unter Verdacht stehenden Johannes Kahrs, der sich für Warburg mit Bundesbehörden in Kontakt gesetzt hatte, waren über 200.000 Euro in bar in einem Schließfach gefunden worden. Und auch die medial berichteten Hinweise auf zweifelhaftes Handeln in der Hamburger Verwaltung mehren sich: Die Kölner Ermittler haben Chatverläufe sichergestellt, in denen die Finanzbeamtin Daniela P. gegenüber einer Freundin davon spricht, ihr “teuflischer Plan” sei aufgegangen – man würde verjähren lassen. Dies sei “zur großen Freude von 5”, was wohl auf die Leitungsebene der Finanzverwaltung abstellt, sowie “mit freundlicher Unterstützung” ihrer Vorgesetzten im Finanzamt geschehen. Diese Nachrichten wurden im direkten Nachgang der zentralen Sitzung verschickt, auf der Vertretungen von Finanzamt und Finanzbehörde sich gegen die ursprüngliche Entscheidungsvorlage des Finanzamts entschieden, keine durch Cum-Ex-Geschäfte erlangten Steuern von der Warburg-Bank zurückzufordern.
Zweites Highlight war die zweite Befragung von Bundeskanzler Olaf Scholz. Zusätzlich zu den drei Treffen mit den Eigentümern der tief in Cum-Ex-Geschäfte verwickelten Warburg-Bank konnte sich Scholz nun auch nicht mehr an eine Sitzung des Finanzausschusses des Bundestags in 2020 erinnern. Dort hatte der Kanzler ausweislich der Ausschnitte des geleakten Protokolls noch Details aus den ominösen Gesprächen berichtet. Auch in den bekannt gewordenen Ermittlungsergebnissen der Staatsanwaltschaft Köln spielt Scholz eine Rolle. Die E-Mails seiner Büroleiterin waren durchsucht worden. Die Staatsanwaltschaft sieht in den beschlagnahmten Nachrichten sogar Hinweise auf Überlegungen zur Datenlöschung (sowohl im Umfeld von Scholz wie auch in der Hamburger Finanzverwaltung). Dazu werden in der nächsten Sitzung der Scholz-Vertraute und Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt sowie besagte Büroleiterin als Zeugen aussagen müssen. Auch der Vorwurf, unter Scholzens Ägide als Hamburgs Erster Bürgermeister habe man die Cum-Ex-Geschäfte der landeseigenen HSH Nordbank nicht ausreichend untersucht, wurde weiter unterfüttert.