Die Pandora Papers zeigen erneut: Die Schattenfinanzwelt ist so anonym, dass der professionelle Kriminelle auf den schweren Bargeldkoffer verzichten kann. Und sie ist so groß, dass unsichere Krypto-Assets und Zollfreilager keine echte Alternative sind. Was wir sonst noch spannend fanden (eine erste Auswahl):
- Die Berliner Immobilien vom aserbaidschanischen Präsidenten – bleiben weiter unerkannt, weil es keine öffentliche Datenbank gibt um nach den Investments von Garrisol Resources Limited und Faroe Resources Limited zu suchen. Ein wichtiger Grund warum so wenige Links nach Deutschland gefunden wurden.
- Die USA ist auf dem Weg zum Schattenfinanzplatz Nummer 1 – das war schon die Botschaft des Schattenfinanzindex 2020. Jetzt haben wir 206 Trust und 1 Milliarde US-Dollar als zusätzliche Belege. Darunter der Präsident von Ecuador, der 2017 als Reaktion auf das Gesetz gegen “Offshore-Firmen” seine Gesellschaften aus Panama nach South Dakota verlagerte.
- Die echte Verschwörung für alle Querdenker (portugiesisch) – sind die vielen Politiker*innen in der Schattenfinanzwelt. Bestes Beispiel: Der brasilianische Finanzminister Paulo Guedes, der eine Steuer auf ausländische Kapitalerträge gestoppt hat und die Steuer für Repatriation von 27,5 auf 6 % senken will. Seit 2014 hat er 9,55 Millionen US-Dollar in seine BVI-Firma gesteckt und spart jährlich mindestens 900.000 Dollar ohne das Gesetz. Und natürlich liegt das Geld auf einem Konto bei der Credit Suisse, New York, das nicht vom automatischen Informationsaustausch betroffen ist. Entsprechend kennen die Steuerbehörden aus Brasilien anscheinend nur 5% des Auslandsvermögens, das der Zentralbank bekannt ist.
Bei den Journalisten und in der Öffentlichkeit mischt sich Wut und Fatigue (Leakt uns doch am Arsch) – und gipfelt in einer genialen Zusammenfassung der letzten 10 Jahre. Unbedingt lesen! (leider mit SZ-Zahlschranke). Unser Vorschlag: wir warten nicht länger auf die Aufsichtsbehörden oder das Transparenzregister in Panama und South Dakota (das nie effektiv sein wird, weil es das Geschäftsmodell zerstören würde), sondern statten unsere Steuer- und Strafverfolgung endlich so aus, dass sie solche grenzüberschreitenden Fälle auch verfolgen kann. Mit einem europäischen FBI für die wirklich großen Fällen.