Zum Welttag des Glücks – Erben ist Glücksache

Ein großer Teil des Vermögens in Deutschland wurde nicht mit eigenen Händen erarbeitet, sondern durch Erbschaft und Schenkung weitergereicht. Davon profitieren aber nur wenige, denn gerade einmal 30 Prozent der Menschen in Deutschland erben einmal im Leben ein nennenswertes Vermögen. Ein Millionenerbe erhält nur ein sehr kleiner Personenkreis und häufig der, der ohnehin schon finanziell gut gestellt ist. Die übrigen 70 Prozent gehen praktisch leer aus. Lebenschancen entscheiden sich damit zunehmend in der Geburtenlotterie.

Am 20. März 2022 ist der Welttag des Glücks. Ein Anlass für uns zusammen mit der Bürgerbewegung Finanzwende und der Initiative #taxmenow darauf aufmerksam zu machen, dass das Erben vor allem eines ist: Glück, dass nur wenigen zuteilwird. Und auch über die Umverteilungswirkung der Erbschaftssteuer wird das leistungslose Erbe der Wenigen nicht zum Glück der anderen: Erbschaften und Schenkungen von mehr als 20 Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt mit nur 2,87 Prozent besteuert. Die Erben oder Beschenkten, die weniger als 20 Mio. Euro erhielten, mussten darauf im Schnitt immerhin 9,3 Prozent Steuern zahlen.

Laut Steuerstatistik der Jahre 2011-2020 wurden in Deutschland rund 86 Milliarden Euro jährlich vererbt und verschenkt. Den Daten ist auch zu entnehmen: etwa 350 Menschen erhalten jedes Jahr ein Geschenk oder Erbe von über 20 Millionen Euro. Auf ein Leben von 75 Jahren hochgerechnet, entspricht das 0,03 Prozent der Bevölkerung. Dieser kleine Personenkreis erhielt aber rund 34 Prozent des gesamten amtlich erfassten weitergereichten Vermögens.

Wie viel genau vererbt und verschenkt wird, kann allerdings nur geschätzt werden, da das Statistische Bundesamt nur die steuerlich veranlagten Fälle ausweist. In den letzten zehn Jahren wurden im Schnitt 186.214 Erbschaftssteuererklärungen jährlich eingereicht. Einige Erben gaben davon möglicherweise mehrere Erklärungen ab. Viele tauchen aber in dieser Statistik gar nicht auf, denn sie haben kleinere Beträge geerbt und lagen damit unterhalb ihres persönlichen Erbschaftsteuer-Freibetrags, oder sie haben ihre Schenkung vor dem Fiskus versteckt. Schätzung auf Grundlage der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gehen von einem Volumen von etwa 400 Milliarden Euro pro Jahr aus, das insgesamt weitergereicht wird (DIW, 2017; 2020).

Anstatt dieses Ungleichgewicht durch eine gerechte Erbschaftsteuer auszugleichen, werden in Deutschland die größten Erbschaften aber oft niedriger besteuert als kleinere. Eigentlich ist die Erbschaftsteuer eine progressive Steuer, d.h. je mehr man erbt, desto höher ist die Steuer, die darauf fällig wird. Eigentlich. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde die Erbschaftsteuer allerdings in mehreren Schritten ausgehöhlt. Insbesondere die Ausnahmen für große Betriebsvermögen haben dafür gesorgt, dass die tatsächlichen Steuersätze – entgegen dem Leistungsfähigkeitsprinzip – bei höheren Vermögen abnehmen. Wer in Deutschland ein Großvermögen erbt, hat also nicht nur einmal Glück, sondern gleich ein zweites Mal, wenn der Staat großzügig auf eine faire Besteuerung verzichtet. Aber das ist eben nur das Glück der Wenigen, denn die zunehmende Ungleichheit wird damit weiter verschärft.

Wir haben die Erbschaftslotterie mit einer Aktion zum Weltglückstag nachgebildet

Im echten Leben geht es um 86 Mrd. Euro, die jedes Jahr vererbt werden. Bei unserer Lotterie gab es insgesamt 1.000 Euro zu gewinnen. Auch wenn das Geld nur ein minimaler Bruchteil des realen Betrags ist, haben wir uns an die realen Gewinnchancen bei Erbschaften gehalten, um die Absurdität zu veranschaulichen.

Dem Hauptgewinn (340 Euro) hätte statistisch betrachtet eine von 3.000 Personen einmal im Leben erhalten. Am Tag des Glücks konnte sich gerade einmal eine Erbin über den Hauptgewinn freuen.

Drei von zehn Teilnehmenden konnten sich über einen Gewinn von 70 Cent freuen und entsprachen bei unserer Lotterie den rund 30 Prozent der Deutschen, die erben. Doch wie im wahren Leben gingen die meisten der Lotteriespielenden (statistisch betrachtet circa 70 Prozent) leer aus und mussten sich mit einer Niete zufriedengeben.

 

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