Deutscher Gesundheitskonzern Fresenius bei Steuertrickserei ganz vorne mit dabei

Berlin, 21.01.2020. Wenn es darum geht, Steuern zu vermeiden, sind deutsche Unternehmen genauso trickreich wie die oft kritisierten US-Riesen Apple, Amazon oder Facebook. So hat der deutsche DAX 30 Konzern Fresenius durch aggressive Steuergestaltung in den vergangenen zehn Jahren bis zu 2,9 Milliarden Euro Steuern weltweit vermieden. Gleichzeitig liegen acht Milliarden Euro nicht final versteuerter Gewinne des Konzerns auf Offshore-Konten. Das geht aus einer Studie des Centre for International Corporate Tax Accountability & Research (CICTAR) in Zusammenarbeit mit den europäischen und globalen Dienstleistungsgewerkschaftsbünden (EPSU & PSI) und dem Netzwerk Steuergerechtigkeit hervor.

Fresenius ist in fast allen bekannten Steueroasen der Welt vertreten, unter anderem auf den Kaimaninseln und den britischen Jungferninseln, in Hongkong, Delaware, Singapur und Panama. Das Unternehmen nutzt dieses Netz an Steuerparadiesen, um Gewinne dorthin zu verschieben und höhere Unternehmenssteuern in Deutschland und anderen Ländern zu umgehen. Ein beliebtes Instrument sind konzerninterne Kredite: So haben die beiden irischen Fresenius-Tochtergesellschaften im Jahr 2017 allein durch die Vergabe von Darlehen an Konzerngesellschaften in Spanien und den USA einen Gewinn von 47 Millionen Euro erzielt – ohne Mitarbeiter.

„Diese Fallstudie zeigt, dass Gewinnverlagerungen und Verrechnungspreise nicht nur den US-amerikanischen Technologiegiganten vorbehalten sind, sondern von den meisten multinationalen Unternehmen, einschließlich großer deutscher multinationaler Unternehmen wie Fresenius, überall genutzt werden“, sagt Gabriel Zucman, Wirtschaftsprofessor an der Universität Berkeley und Mitglied der Unabhängigen Kommission für die Reform der Internationalen Unternehmensbesteuerung (ICRICT). Und gerade Deutschland gehöre zu den Leidtragenden: „Meine Untersuchungen zeigen, dass Deutschland dadurch möglicherweise mehr als jedes andere EU-Land an europäische Steueroasen verliert.“

Ein Kurzversion der Studie in deutscher Übersetzung finden Sie hier: Fresenius_ungesunde Geschäftspraktiken_deu200120

Die wichtigsten Fakten und Antworten mit Hintergrundinformationen zu den ersten Fragen finden Sie hier:

Fresenius_Hintergrundinformationen

Die Langversion der Studie (englisch) und die englische Kurzfassung finden Sie hier:

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